BUND Umweltzentrum Ortenau

Natur- und Artenschutz

Holzbiene

Der Schutz der Biodiversität ist die wichtigste Aufgabe der Menschheit. Gemeint ist damit nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Vielfalt innerhalb einer Art.  Diese ist wichtig, damit die Anpassung an verschiedene Lebensbedingungen möglich ist, was zum Beispiel auch bei der genetischen Vielfalt der Nutzpflanzen eine entscheidende Rolle spielt. Je weniger Arten und je weniger genetische Vielfalt es gibt, um so anfälliger ist alles Lebens auf der Erde und sind auch wir für Seuchen, Dürren und Ernteausfälle. Mit den Arten schwinden auch die sogenannten Ökosystemleistungen, die die Lebewesen, häufig relativ unbeachtet, für uns erbringen: Reinigung von Luft und Wasser, Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, Schädlingsbekämpfung, Bestäubung, um nur einige zu nennen. Sterben zu viele Arten aus, gerät das gesamte System, das auf vielfache Weise aufeinander abgestimmt ist, aus dem Gleichgewicht.

Laut Welternährungsorganisation werden 70% unserer Lebensmittel von Bienen bestäubt. Der Weltbiodiverstätsrat warnt davor, dass etwa eine Million Arten insgesamt bedroht sind. Die Hälfte der 460 bei uns in Baden-Württemberg heimischen Wildbienenarten stehen auf der roten Liste, Arten wie Rebhuhn oder Feldhamster sind fast ganz verschwunden. Am Bodensee sind laut Max-Planck-Gesellschaft 25 Prozent der Vögel seit 1980 verschwunden. Und auf der Schwäbischen Alb allein seit 2005 ein Drittel aller Arten. Noch schlimmer sieht es in den Weltmeeren aus.

Japanknöterich: invasiver Neophyt aus Asien

Die Ursachen sind vielfältig, gehen letztlich aber alle auf die Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen zurück: Verlust von Lebensraum durch Straßen- und Siedlungsbau sowie Gewerbe-und Industrieanlagen, Übernutzung von Weltmeeren und landwirtschaftlicher Fläche und die Verschmutzung natürlicher Systeme durch Abfall, Abgase, Abwasser. Dazu kommt der Klimawandel, der die klimatischen Bedingungen in den verschiedenen Lebensräumen schneller verändert, das sich die Lebenwesen daran anpassen könnten.

Oberstes Ziel des Natur- und Artenschutzes ist deshalb, die Vielfalt der Lebensräume und Arten zu erhalten.

 

Eine Möglichkeit stellt die praktische Arbeit z.B. bei der Betreuung von Krötenzäunen, Pflege von Streuobstwiesen oder der Entfernung von Neophyten dar. In diesem Bereich sind viele Aktive der -> BUND-Ortsgruppen in der Ortenau aktiv.

Das BUND-Umweltzentrum leitet die Aktionsgruppe -> "ArtenReich Ortenau". Ziel ist es, die Bevölkerung aufzuklären und Einfluss auf die Gestaltung in den Gemeinden nehmen. Wir suchen den Dialog zu Landwirten und Obstbauern und wollen helfen, gemeinsam Möglichkeiten zur Förderung der Artenvielfalt zu finden und umzusetzen.

Schutz von Streuobstwiesen

Streuobstwiesen waren einst in vielen Teilen der Ortenau landschaftsprägend. Nicht nur ihre Beliebtheit für Tourismus und Erholung, sondern auch die Bedeutung für die Artenvielfalt machen sie zu wertvollen Bestandteilen der Kulturlandschaft. Leider geht der Anteil solcher Obstwiesen mit Bäumen, die eine Stammhöhe von mindestens 1,40 cm besitzen, seit Jahrzehnten drastisch zurück.

Deshalb kommt dem Schutz, der Pflege und der Entwicklung von Streuobstbeständen in Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung zu. Dem wurde durch die Einführung von § 33a NatSchG (Naturschutzgesetz) Rechnung getragen, der am 31. Juli 2020 in Kraft getreten ist. Seither dürfen solche Wiesen nicht mehr in Bauland umgewandelt werden. Dennoch wurden viele Ausnahmegenehmigungen erteilt und Streuobstwiesen für Bauland geopfert.

Seit dem 19. April 2022 gibt es nun einen überarbeiteten Vollzugserlass, der u. a. regelt, was genau eine Streuobstwiese ausmacht, und deutlich macht, dass Eingriffe nicht die Regel, sondern die absolute Ausnahme sein sollen. Die Landratsämter erhalten damit nun eine Hilfestellung, wie sie die Argumente für oder gegen die Rodung abwägen können. Außerdem wird auf die Berücksichtigung von Ruhe- und Fortpflanzungsstätten Wert gelegt, auch wenn sie gerade nicht besiedelt sind. Es genügt, wenn erwartet werden kann, dass sie wieder besiedelt werden.

Die neuen Vorgaben sind hier zu finden:

► Vollzugserlass zum Schutz von Streuobstbeständen; Ermessenskonkretisierende Hinweise zur Anwendung von § 33a Abs. 2 NatSchG
► Vollzugshilfe zur Anwendung des § 33a NatSchG (Erhaltung von Streuobstbeständen)
weitere Hinweise zur Anwendung des § 33a NatSchG (Erhaltung von Streuobstbeständen)

Lichtverschmutzung

Mehr Dunkelheit wagen – für unsere Insekten

Wenn es Nacht wird, gehen überall die Lichter an: Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Leuchtreklame oder leuchtende Spots auf historische Gebäude und Denkmäler. Künstliche Lichtquellen sind ein wichtiger Teil des Alltags der Menschen. Licht vermittelt Sicherheit in der Nacht, verströmt Behaglichkeit und dient auch immer öfter als Designmittel.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Menge an Lichtquellen seit der Einführung der Straßenbeleuchtungen im 19. Jahrhundert exponentiell angestiegen ist. In Deutschland stehen inzwischen knapp sieben Millionen Straßenlaternen und werden zu einer tödlichen Falle für Insekten: Forscher der Universität Mainz haben berechnet, dass bis zu eine Milliarde nachtaktive Insekten pro Tag in Deutschland an Straßenlaternen verenden.

Insekten orientieren sich normalerweise an natürlichen Lichtquellen – in der Nacht sind dies nur wenige, wie Sterne oder der Mond. Den meisten Arten reicht dabei schon eine Lichtstärke von nur 0,0015 bis 0,6 Lux. Die Insekten halten beispielsweise einen rechten Winkel zum Mond und können sich aufgrund der großen Entfernung zum Mond so in einer geraden Linie orientieren. Künstliche Lichtquellen überstrahlen natürliche Lichtquellen. Wenn die Tiere sich daran orientieren, führt das konstante Einhalten des rechten Winkels dazu, dass das Insekt der Lampe immer näher kommt.

Dabei reagieren Insekten anscheinend besonders stark auf Licht mit vielen Blauanteilen (also Licht im kurzwelligen Bereich). Licht, das besonders weiß oder "kalt" erscheint, sollte deshalb vermieden werden. Je mehr Rotanteile im Licht enthalten sind, desto weniger Insekten werden angezogen. Im Fachhandel sind bereits entsprechende Lampen erhältlich, die z.B. unter den Bezeichnungen Amber oder Bernstein geführt werden. Zudem verbreiten sie ein angenehmes, als warm empfundenes Licht.

Der BUND empfiehlt:

  • Insektenvertäglichere Leuchtmittel (möglichst keine kurzwelligen (blauen) Lichtanteile) einsetzen
  • Durch Gehäuse mit Richtcharakteristik unnötige Lichtemissionen vermeiden
  • Möglichst niedrige Anbringung, um weite Abstrahlung in die Umgebung zu vermeiden
  • Einsatz vollständig abgeschlossener Lampengehäuse gegen das Eindringen von Insekten
  • Gehäuse verwenden, deren Oberflächen nicht heißer als 60°C werden
  • Einbau von Zeitschaltuhren, Dämmerungsschaltern und Bewegungsmeldern
  • Insgesamt sparsame Verwendung (Anzahl der Lampen und Leuchtstärke) von Außenbeleuchtung, insbesondere im Nahbereich von insektenreichen Biotopen
  • Mehr Dunkelheit wagen und die Ästhetik der Nacht und des Sternenhimmels genießen

Die Landesregierung hat sich im Jahr 2020 mit dem neuen Biodiversitätsstärkungsgesetz zum Schutz der heimischen Insekten verpflichtet und will deshalb auch die Lichtbelastung reduzieren. Seit April 2021 gelten neue Vorschriften zur Beleuchtung von Gebäuden der öffentlichen Hand: Von April bis Ende September ist eine Beleuchtung ganztägig, im Winterhalbjahr zwischen 10 Uhr nachts und 6 Uhr morgens verboten. Im Februar 2023 wurde mit dem Klimagesetz BW der § 21 NatSchG noch einmal verschärft. Das Beleuchtungsverbot gilt nun für Fassaden aller baulichen Anlagen, nicht nur die der öffentlichen Hand. Doch es gibt zahlreiche Ausnahmen, die drohen zur Regel zu werden. Der BUND appelliert daher weiter: Licht aus für unsere Insekten.

 

Regionale Wildtierhilfe

Foto: R. Kalb, BUND BW

Der natürliche Lebensraum von Wildtieren wird immer mehr beschnitten. Darum steigen auch die Zahlen von verletzten oder geschwächten Wildtieren. Auch Covid19 trägt zu dieser Entwicklung bei, da besonders viele Menschen ihre Freizeit in der Natur verbringen. Deshalb ist es unbedingt nötig, ein paar Regeln zum Umgang mit Wildtieren zu beachten.
Der BUND Ortsverband Mittleres Kinzigtal hat ein Merkblatt mit Hinweisen und Kontaktadressen zu diesem Thema zur Verfügung gestellt, das hier heruntergeladen werden kann.

Ökologische Aufwertung von Fließgewässern

Renaturierte Kinzig

Ein weiteres Schwerpunktthema stellt die ökologische Aufwertung von Fließgewässern dar.

Der Einsatz für eine bessere Wasserqualität der Gewässer ist seit jeher eines der wichtigsten Anliegen der Umweltbewegung am Oberrhein. Inzwischen sind viele Schadstoffe aus dem Wasser verschwunden. Damit die Flüsse aber tatsächlich wieder zu einem Lebensraum mit großem Artenreichtum werden können, ist es nötig, in einem zweiten Schritt die kanalartig begradigten Bäche und Flüsse am Oberrhein so weit wie möglich zu renaturieren. Naturnahe Bäche und Flüsse könnten als blau-grüne Bänder vom Schwarzwald bis zu den Rheinauen Lebensraum für viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten bieten und das Landschaftsbild, das inzwischen vielerorts von ausgeräumten Monokulturen geprägt wird, entscheidend verbessern. Mehr informationen bietet der Flyer zur "Renaturierung der Kinzig - wie aus einem Kanal wieder ein lebendiger Fluss wird".

Neophyten

Feinstrahl: invasiver Neophyt aus Nordamerika

Auch die Ausbreitung von invasiven Neophyten, also eingewanderten Arten, die die heimischen Arten verdrängen, kann zu einem Problem für die Biodiversität werden. 

Zum Umgang mit Neophyten hat das BUND-Umweltzentrum eine kleine Broschüre erstellt: "Neophyten - Nichtheimische Problempflanzen in der Ortenau erkennen und bekämpfen".

Darin sind die Pflanzen mit Foto und Erkennungsmerkmalen aufgeführt, die sich in unserer Region besonders schnell ausbreiten. Durch die Verdrängung der heimischen Flora oder aufgrund von Giftstoffen und Allergenen ist es wichtig, sie zu bekämpfen oder zumindest eine weiterere Ausbreitung zu vermeiden.

Infos und Downloads (pdf-Dokumente):

Das BUND-Umweltzentrum Ortenau veranstaltet naturkundliche Exkursionen, bearbeitet Anfragen zum praktischen Artenschutz und gibt vielfältige Tipps zum Anbringen von Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Insekten, zum Umgang mit Wespen und Hornissen oder zur Winterfütterung. Auch z.B. beim Anlegen von Gärten und Grünflächen, bei der Begrünung von Hauswänden oder -dächern oder beim Baumschnitt können wir mit Informationsmaterial und Vorträgen weiterhelfen.

Informationsmaterial des BUND Mittleres Kinzigtal:

BUND-Bestellkorb